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Die Angst vor Monstern

Als Thrillerautorin beschäftigte ich mich viel mit den Ängsten der Menschen vor dem Unbekannten (Morder, Vergewaltger, Amokläufer, Kinderschänder). Wie werden diese Täter in Filmen dargestellt? Wie in den Nachrichten? Wie stellt man sich einen Täter vor?

Ein Pädophiler ist doch immer alt und sieht aus wie aus "In meinem Himmel" oder? Ein jugendlicher Pädophiler? Der Schwager oder Onkel? Nein, niemals. Ein Pädophiler ist doch ein Monster. Ein Pädophiler, der noch nie ein Kind missbraucht hat? Gibt es sowas? Ja, das gibt es und wird doch irgendwie nicht von der Gesellschaft bemerkt.

Die Bilder von Joseph Fritzl sind durch die Medien gegangen. Ihm scheint man ja quasi anzusehen, dass er seine eigene Tochter jahrelang im Keller gefangen gehalten und mit ihr Kinder/Enkel gezeugt hat.

 

ABER ENTSPRICHT DAS DER REALITÄT?

 

Mir kommen die Gesichter von Ted Bundy und Rodney Alcala in den Sinn. Beides Männer, die gut aussahen und charmant waren bzw. sind. Beides Serienmörder. 

Wovor sollte man also Angst haben? Vor dem Hässlichen? Ist es nicht gruseliger, dass der Täter der Kollege, Kumpel oder die Krankenschwester mit den großen bunten Ohrringen ist?

Die meisten Frauenmorde werden von dem (Ex-) Partner begangen. Nicht von jemand Fremden. Ein Serienmörder ist so selten und doch gruselt es uns doch am meisten vor ihm .

Wenn wir Angst haben, stellen wir uns das Schlimmste vor, das uns passieren kann. Und das ist nun mal der große Unbekannte, der Unansehnliche, der stärker ist als wir. Nicht unser Vater. Nicht unser Nachbar.

 

 BRINGT UNS DIE ANGST VOR MONSTERN IN GEFAHR?

 

 So ganz spontan würde ich die Frage mit ja beantworten. Als im Fall Lügde, wo auf einem Campingplatz viele Kinder missbraucht wurden, eine Expertin für Kindesmissbrauch im Radio sprach, hat sie etwas Interessantes gesagt. Sie meinte sinngemäß: Wir haben so sehr Angst vor den Monstern in der Gesellschaft, dass wir nicht auf die "Harmlosen" achten. Wenn der Nachbar meinem Kind zu nah kommt, kommt mit der Frage, ob er etwas Schreckliches vorhat, der Gedanke, dass der doch niemals zu so etwas fähig sei. Ein pädophiler Straftäter hat mal gesagt: Bevor ihr überlegt, ob ich überhaupt dazu fähig bin, euer Kind zu missbrauchen, habe ich es schon längst getan.

So ist es doch auch in anderen Bereichen. Eine Frau geht gerne mit einem charmanten, gutaussehenden Kerl in ihrem Alter nach Hause. Würde sie nicht nach einem Monster im Schatten Ausschau halten, würde sie vielleicht merken, dass sie in die Falle eines Psychopathen tappt.

Überlegt doch mal selbst, ob ihr schonmal etwas Riskantes getan habt, weil ihr jemanden für harmlos gehalten habt, ohne ihn wirklich zu kennen. Ich weiß noch, dass ich in der Grundschule ein Patenkind hatte. Ich war in der vierten Klasse und mein Patenkind in der ersten. Irgendwann bin ich auf dem Weg zur Schule der Mutter dieses Patenkindes begegnet - die Familie hat zwischen meinem zu Hause und der Grundschule gewohnt. Sie hat mich gefragt, ob sie mich zur Schule fahren soll. Ich kann mich noch genau an das ungute Gefühl erinnern, weil mir eingebläut worden ist, ich solle nicht zu Fremden ins Auto steigen. Aber ich habe mir gesagt, dass diese Frau eigentlich keine Fremde ist. Sie war ja das Kind einer Mitschülerin, sah harmlos aus und war wirklich eine nette Frau. Oberflächlich betrachtet also keine Gefahr, aber oberflächlich betrachtet sieht niemand gefährlich aus ...

 

DAS MONSTER IN IHM

 

Auch Nora hätte niemals in Betracht gezogen, dass ihr Vater ein Serienmörder sein könnte. Doch plötzlich tauchen Hinweise auf, die genau dafür sprechen. Ob ihr eigener Vater ein grausamer Serienmörder ist, erfahrt ihr in meinem Thriller "Das Monster in ihm". Das Buch erscheint am 07.07.2019, das E-Book ist aber schon jetzt vorbestellbar.

 

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