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Kloster Mariaberg

Dass die Kirche immer wieder in Skandale gerät ist nichts Neues. Es gibt Geistliche, die ihre Stellung und das Vertrauen, das ihnen zuteil wird missbrauchen und sich an Kindernvergreifen.

Doch habt ihr schon einmal etwas vom Kloster Mariaberg gehört? Kloster haben doch immer etwas geheimnisvolles und vielleicht auch unheimliches an sich. Aber was in diesem Kloster Ende des 19. Jahrhunderts vor sich geht, ist so schrecklich, dass es aus einem Thriller stammen könnte. 

 

WEGEN "NERVENLEIDEN" IM KLOSTER

 

Im November 1893 wird der Vikar Rheindorf vom Kölner Erzbischof ins Kloster Mariaberg nahe Aachen gesteckt. Es gilt als Heilanstalt für Geistliche und da der Vikar verschiedene Krankheiten hat (unter anderem "Nervenleiden", was meiner Einschätzung nach wahrscheinlich eine Depression oder Burnout war), muss er ins Kloster. 

Doch dort ist es nicht wie in einem Krankenhaus oder einer Psychiatrie im 21. Jahrhundert. Die medizinische Versorgung ist sehr dürftig, von Psychotherapie hat man da wohl noch nie gehört. Damals sprach man auch noch von einer "Geistesstörung", was man heute vielleicht als psychische Krankheit bezeichnen würde.

GEFANGEN IM KLOSTER

 

Im Kloster Mariaberg geht es zu wie in einem Gefängnis. Seine Briefe werden geöffnet und gelesen, bevor sie weitergeleitet werden, er ist abgeschnitten von der Außenwelt und es sind keine Besuche gestattet. 

Stattdessen muss der Vikar die Messe lesen und beten. Das Essen ist schrecklich, die Hygiene miserabel. Er muss hohe Achtung vor den Brüdern des Klosters haben, wird dagegen selbst unhöflich und herabwürdigend behandelt. 

Da er nicht nach draußen gelassen wird, verhält er sich sieben Wochen lang ruhig und hält sich an die Regeln. Dann bittet er das Erzbistum Köln um einen Tag Urlaub, um einen Notartermin wahrzunehmen. Der Tag wird ihm gewährt und er wird entlassen. 

Er wendet sich sofort an einen Freund (Mellage), mit dessen Hilfe er in ein anderes Hospital verlegt wird. Dort geht es ihm viel besser und er kann genesen. 

 

DREI JAHRE GEFANGEN IM KLOSTER

 

Aber für den Vikar ist die Geschichte damit nicht vergessen. Er erzählt von einem schottischen Kollegen, Forbes, der seit über drei Jahren im Kloster Mariaberg gefangen gehalten wurde. Er ist anders als Rheindorf in das Kloster gelangt. Er soll die Avancen einer Nonne, in dessen Kloster er als Pfarrer tätig war, abgewiesen haben. Die habe so viel Macht, dass der Bischof Forbes in das Kloster Mariaberg steckte. 

Mellage beschließt Forbes aus dem Kloster zu befreien. Er geht mit einem Übersetzter ins Kloster, um Forbes zu treffen. Doch ihm wird der Kontakt zu dem Schotten nicht gewährt. Forbes sei geisteskrank und könne keinen Besuch empfangen, dann würde es ihm nur noch schlechter gehen. 

Doch Mellage gibt nicht auf und kommt mit dem selben Übersetzer und einem Polizisten zurück, um Forbes aus dem Kloster zu befreien. 

 

GRAUEN IM KLOSTER

 

Erst nach Forbes Befreiung kommt das ganze Ausmaß des Grauens ans Licht. Am Anfang habe Forbes noch nach draußen gehen können. Doch eines Tages erhielten die Brüder des Klosters von einem Abgesandten aus Aberdeen die Information, dass Forbes gemeingefährlich sei und nicht frei herumlaufen dürfe. Daraufhin entführten sie ihn aus einem Wirtshaus und sperrten ihn in einen Kellerraum. Dort wurde er von einem "Arzt untersucht". Der Arzt sprach kein Englisch und konnte Forbes nicht befragen. So glaubte er einfach den Brüdern, die behaupteten, Forbes sei geisteskrank. Im Kloster wurde Forbes von den Brüdern misshandelt und hatte keine Chance sich gegen sie zu wehren.

Er durfte mit keinem englischsprachigen Pastor sprechen und Briefe konnte er auch nicht verschicken - sie wurden abgefangen. 

In Freiheit verkündete ein Arzt aufgrund der Umstände im Kloster sei es ein Wunder, dass Forbes noch lebe.

 

DER PROZESS

 

Forbes und Rheindorf sind jedoch nicht die einzigen Geistigen, die unter so schrecklichen Bedingungen im Kloster festgehalten wurden und so findet ein Prozess statt. Doch es sind nicht die Brüder von Mariaberg und der Klosterarzt, die vor Gericht gestellt werden, sondern Mellage, der die Geschichte veröffentlich hatte, und sein Redakteur. Sie müssen sich wegen Verleumdung verantworten.

Doch es kam schnell heraus, dass Mellages Reportagen der Wahrheit entsprachen und so wurden sie nicht für schuldig erklärt. Die Ärzte, die Forbes im Kloster die Geisteskrankheit diagnostizieren, mussten sich vor Gericht erklären. Sie hatten den Schotten schließlich nach nur fünfzehn Minuten, ohne sich mit ihm unterhalten zu haben, als geisteskrank abgetan, weil er betrunken gewesen war, in seiner Zelle randaliert hatte und die Brüder gesagt hatten, er sei geisteskrank. 

 

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