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Eine Hommage an meine Wollsocken

Es gibt sie bunt, einfarbig, in rosa, blau, braun oder regenbogenfarben. Sie halten warm, sind kuschelig und passen zu jedem Outfit. Selbstgestrickte Wollsocken haben etwas nostalgisches, etwas heimeliges. Ich verbinde sie mit meiner Großmutter, die sie ohne unterlass am Küchenfenster, neben der Heizung sitzend strickt. Das ganze Jahr über, während vor dem Fenster die Nachbarn vorbeigehen, die Bäume ihre Blätter fallen lassen, es schneit oder der Frühling die Blumen zum Leben erweckt. Sie sitzt da und strickt.

 

 

 

 

Meine Wollsocken haben eine eigene Schublade in der Kommode, und die ist so voll, dass kaum noch etwas hineinpasst. Aber jedes Jahr im Herbst, wenn die Heizung noch nicht angeschaltet ist, schnappe ich mir morgens, ohne das Licht anzuschalten und noch bevor ich auf mein Handy sehe, ein Paar Wollsocken und ziehe sie mir über.

Sie rüsten mich für den kalten Tag, sind ein Talisman von meiner Oma. Sie sind kuschelig, wärmen meine kalten Füße und machen den Gang in die Küche, um Kaffee zu holen, angenehmer. Sie halten die Hitze einer Wärmflasche ab, wenn es ganz kalt ist, sie zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen, wenn ihre Farben dem tristen Regenwetter draußen trotzen.

 

Jedes Jahr im späten Winter, wenn ich die Schnauze voll von dicken Pullovern und unförmigen Jacken habe, sind da die Wollsocken an meinen Füßen, die mich anlächeln und von denen ich niemals genug bekomme. Sie sind mein ständiger Begleiter, sogar an warmen Tagen, wenn ich ein bisschen gute Laune oder Trost brauche. Dann ziehe ich mir Socken an, die so gar nicht zu meiner Sommerkleidung passen wollen und setze mich nach draußen auf die Terrasse.

 

Sie sind das ganze Jahr für mich da. Nörgeln nicht, wenn es ihnen zu kalt oder zu warm ist, wenn ich sie doch mal zwei Wochen nicht angesehen habe oder sie meine Jeans festhalten müssen, wenn ich in die Gummistiefel schlüpfe.

Meine Wollsocken sind mehr als nur Socken. Sie sind Erinnerungen, Gemütlichkeit, Liebe und Zuflucht in einem.

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