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Um 4:00 Uhr morgens mit Wein am Schreibtisch

Vor einigen Monaten, habe ich einen Text geschrieben, ihn aber nie veröffentlicht. Es hat sich nie ergeben, und er ist auch gar nicht mehr aktuell, daher habe ich ihn eigentlich schon aufgegeben. Nun gefällt er mir aber zu gut, um ihn in einem Ordner Staub ansetzen zulassen und daher bringe ich ihn jetzt noch mit etwas Verspätung raus und hoffe, er bringt den ein oder anderen zum Lächeln.

 

Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die bei einer Kolumnistin als erstes an Carrie Bradshaw aus Sex and the City denkt. Wie sie mit einem Glas Wein auf dem Ledersessel von Aiden sitzt, ein Bein angewinkelt und über Beziehungen, Freundschaften und – natürlich – Sex schreibt.

Als in mir die Idee reifte, eine Art Kolumne zu schreiben, war mein erstes Bild, wie ich auf dem Ohrensessel sitze, den mein Freund mir zum Geburtstag geschenkt hat, und mit einem Glas Wein in der Hand über … nun, nicht Sex, schreibe. Das Problem an dieser Vorstellung ist, dass ich eine Frühaufsteherin bin. Am liebsten um vier Uhr morgens, wenn es sein muss auch um fünf, aber um sechs ist schon der halbe Tag verstrichen und ich kann nur noch darüber nachdenken, dass mir diese zwei Stunden fehlen.

 

Also mit einem Glas Wein um vier Uhr morgens schreiben? Hm … da würde wohl selbst Carrie die Arme über ihrem Lockenkopf zusammenschlagen. Wenn ich ganz ehrlich bin, also so richtig ehrlich, dann trinke ich auch gar keinen Alkohol. Vielleicht tut es für das Feeling aber auch eine Zigarette? Ja, ich meine, nein, wohl eher nicht. Ich rauche nämlich auch nicht.

Tja. Jetzt stellt sich Ihnen vielleicht die Frage, was ich denn für eine Schriftstellerin sein soll, die weder raucht, noch trinkt, noch nachts schreibt. Ich gehöre wohl zu den neumodischen yogamachenden, organisierten Schriftstellern, deren einziges adäquates Schriftsteller-Merkmal ist, dass sie Kaffee mögen.

 

Ja, ich denke, mit Kaffee um vier Uhr morgens kann ich mich anfreunden. Hey, und man kann das auch einfach so sehen: Entweder ist vier Uhr morgens früh oder spät. Wenn wir uns für früh entscheiden, bin ich super merkwürdig, wenn wir aber sagen, vier Uhr morgens ist spät, stellen wir uns automatisch vor, wie ich literweise Kaffee in mich reinschütte, um die Deadline zu schaffen. Wir ignorieren die Yogamatte in der Ecke und die Bücher über Hygge, Backen, Achtsamkeit und Stricken in meinem Bücherregal. Wir freunden uns mit dem Gedanken der kaffeevernichtenden, deadlineshinterherhechtenden, nächtedurchmachenden Kolumnistin an.

Hallo, das bin ich, Hanna, 26 Jahre jung, Thrillerautorin, süchtig nach Strick und selbstgebackenem Kuchen, und mit einem Garten, der nicht so richtig blühen will. Und ich trinke um vier Uhr morgens Kaffee an meinem Schreibtisch. Dann wenn die anderen in meinem Alter vom Feiern kommen oder tief und fest schlafen.

 

 

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